Das Problem
Das Thema Mobilität beschäftigt die Regensburger Bürger sehr, und das schon immer. Nicht von irgendwo her ist das wohl berühmteste Wahrzeichen Regensburgs – die Steinerne Brücke – primär eine Verkehrsanlage.
Historisches Erbe
Regensburg ist eine mittelalterliche Metropole, und besitzt eine der am besten erhaltenen und größten Altstädte Deutschlands. Und schon immer war diese Altstadt das Zentrum der Verkehrsplanungen der Stadt. Die engen und verwinkelten Straßen der Innenstadt sorgten in der Vergangenheit schon für Schwierigkeiten für Verkehrsplaner. So versucht man auch heute noch eine Brücke zu schlagen, zwischen einer Verkehrsarmen Innenstadt, und Mobilität in der Gesamtstadt.
Historische Fehler
Regensburg blieb im 2. Weltkrieg weitesgehend verschont. Fast schon durch ein Wunder wurde die Altstadt kaum getroffen, sondern nur die strategisch wichtigen Punkte drumherum. Dies führte aber zu einer schwierigen Situation für Verkehrsplaner, die wie anderswo auch, am liebsten von neu anfangen würden, und die Stadt der Zukunft bauen wollten.
Trotzdem gilt das Ende des 20. Jahrhunderts als das Zeitalter des Automobils. Viele historische Gebäude wurden in Regensburg abgerissen und tausende Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben. Alles im Namen der modernen „autogerechten“ Stadt.
Die Grafik zeigt eine Nachbildung der Pläne ca. 1960er Jahre. Im Detail existieren diese Pläne nicht oder nur teilweise, doch so ungefähr dürfte es ausgesehen haben. Der größte Schaden konnte durch aktive Bürger verhindert werden, jedoch sind viele weitere Pläne umgesetzt worden.
Und so kam es zur besonderen Situation: Nicht der Krieg hat den meisten Schaden angerichtet, es waren die Regensburger selbst, die versuchten Städte mit kriegsschäden nachzuahmen.
Stilllegung
Und so passiert es, dass andere Verkehrsmodi zunehmend verdrängt werden. Für das Auto werden zahlreiche Schnellstraßen in und um Regensburg geplant und gebaut. Ein ganzer Autobahnring wird geplant mit Westtangente (Heutige A93), Südtangente (Heutige Ausfahrt Kumpfmühl, nicht fertiggestellt), Osttangente (Heute Odessa Ring) und Nordtangente (Heute Walhallastraße und Frankenstraße, allerdings nicht auf dem geplanten Ausbaustand).
Währendessen sinkt logischerweise das Fahrgastaufkommen auf den Bahnstrecken, die teilweise mit 50 km/h befahren werden. Anstatt zu Investieren und Strecken zu modernisieren, werden immer mehr Züge gestrichen und der Takt ausgedünnt. Als dadurch die Fahrgastzahlen sinken, wird das Angebot weiter verschlechtert. Ein Teufelskreis.
Auf diese Weise wurden Zahlreiche Strecken im Umland von Regensburg stillgelegt, wie etwa die Walhallabahn nach Wörth a.d. Donau, die Laabertalbahn nach Schierling/Langquaid, die Burglengenfelder Bahn, die Kelheimer Bahn, die Strecke nach Falkenstein über Wenzenbach und zu guter letzt auch die Regensburger Straßenbahn, deren Gleise in den 60ern verschwanden.
Korrektur
Nach dem Krieg war die Regensburger Altstadt eine Stadt des Automobils. Die Fußgängerfreundliche Altstadt die wir heute kennen war noch weit entfernt.
Der Grund warum die Altstadt heute so Attraktiv ist, sind Maßnahmen die ab den 1970er und 1980er Jahren ergriffen wurden. Erst 1972 entstand die erste Fußgängerzone in Regensburg in der Königsstraße. Über die nächsten Jahrzehnte wurde diese Fußgängerzone immer weiter erweitert, und so erschließt sie mittlerweile einen großen Teil der Altstadt.
So ist es ein Fehler anzunehmen, dass es hier schon immer so war, und der Grund warum die Regensburger Altstadt Autofrei ist, die mittelalterlichen Gassen sind. Tatsächlich steckt da aber ein Jahrzehnte langer Kampf von Aktivisten dahinter, die dafür kämpften eine lebenswerte Innenstadt zu erhalten.
In diesem Sinne ist Regensburg vielen anderen Städten Jahrzehnte vorraus. In anderen Bereichen ist aber noch Handlungsbedarf. Damit die Verkehrswende gelingt, muss die gesamte Stadt Aufmerksamkeit bekommen, vor allem im Radverkehr und ÖPNV gibt es noch Handlungsbedarf.
Regensburg Heute
Heute ist Regensburg eine junge, schnell wachsende Großstadt, mit starker Wirtschaft und sehr großen Einpendlerzahlen. Die Einwohnerzahl beträgt 177.123 (stand 31.12.2023), tendenz steigend.
So ist es wenig überraschend dass Mobilität wieder ein wichtiges Thema ist. Das Regensburger Straßennetz ist an seiner Belastungsgrenze, ebenso das städtische Busnetz. Letzteres befindet sich mit dem Ende der Stadtbahn nun in einer besonders schwierigen Situation, es herrscht ein enorm hoher Fahrermangel und die vorhandenen Kapazitäten sind ausgelastet.
Es ist für Regensburg nicht möglich, die Straßen für KFZ soweit auszubauen, dass der Bedarf gedeckt ist, ohne dabei das Leben für alle außerhalb eines Fahrzeugs schwer zu machen, und reihenweise Gebäude abzureissen. Deshalb muss auf effizientere, platzsparendere Verkehrsmodi gesetzt werden. Die finanzielle und planerische Bevorteilung des privaten KFZ muss enden, vor allem auch weil gerade mal ein drittel der Wege in Regensburg mit dem Auto zurückgelegt werden.
Wir setzen uns für eine effizientere Gestaltung des Regensburger Verkehrsnetzes ein, und eine verbesserung des Radwegenetzes und ÖPNV Netzes, sowie stärkung der Fußgänger. Am Ende profitieren alle von einer gerechteren Verteilung des öffentlichen Raumes und von weniger KFZ Verkehr: Anwohner, Radfahrer, ÖPNV Nutzer, Menschen mit Behinderung, Kinder, Senioren und auch jene die auf das Auto angewiesen sind.